Das Hochwasser geht, die Feuchtigkeit bleibt. Das ist Gift für jedes Haus. Im feuchten Milieu finden Mikroorganismen wie Schimmelpilze einen idealen Nährboden. Deshalb gilt es, bevor alle weiteren Sanierungsmaßnahmen ergriffen werden, zunächst Wände, Decken und Böden zu trocknen.
Erste Schritte
- Wasserlachen mit Tauchpumpen oder Nasssaugern entfernen.
- Feuchte Gegenstände an der Luft trocknen lassen.
- Möbel von den Wänden wegrücken.
- Durchfeuchtete Tapeten, Beläge und Verkleidungen restlos entfernen.
- Dauerhaft Querlüften.
- Bei größeren Schäden unbedingt einen Bausachverständigen hinzuziehen.
Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Luftströmung
Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Luftströmung spielen bei der Trocknung von Gebäuden eine wichtige Rolle: Warmes Material wird naturgemäß schneller trocken als kaltes und warme Luft nimmt mehr Wasserdampf auf. Der Übergang des Wasserdampfs vom Material an die Raumluft lässt sich durch Luftströmung noch verbessern. Das heißt, dass neben Trocknungsgeräten auch Ventilatoren benötigt werden.





Welche Trocknungsgeräte gibt es?
Im Handel erhältlich sind Kondensationstrockner und Adsorptionstrockner. Die Geräte unterscheiden sich durch ihr Entfeuchtungsprinzip.
Kondensationstrockner bestehen wie ein Kühlschrank aus einem Kälte- und einem Wärmeteil, einem Kompressor und einem Ventilator. Das Gerät saugt feuchte Raumluft an und leitet sie über das Kälteteil. Dort kondensiert die Feuchtigkeit und wird in einem Auffangbehälter (innerhalb oder außerhalb des Geräts) gesammelt. Im Wärmeteil wird die kalte Luft anschließend erwärmt, um mehr Feuchtigkeit aufnehmen zu können, und gelangt anschließend wieder in den Raum. Dann beginnt der Vorgang erneut.
Herzstück des Adsorptionstrockners ist das sogenannte Sorptionsrad. Seine wabenartige Oberfläche ist mit Lithiumchlorid oder Silicagel beschichtet. Dabei handelt es sich um Salze, die der Luft Feuchtigkeit entziehen. Beim Entfeuchtungsvorgang wird die Umgebungsluft angesaugt, mit einem Heizer erwärmt und durch das feuchte Salz geblasen. Die heiße Luft nimmt die Feuchtigkeit auf, die über einen Schlauch nach außen transportiert wird. Dieser Prozess kann unbegrenzt wiederholt werden, ohne dass das Adsorptionsvermögen der Salze nachlässt.
Welches Trocknungsgerät im Einzelfall geeignet ist, hängt entscheidend von der Temperatur und der Luftfeuchtigkeit ab. Kondensationstrockner sind beispielsweise bei Temperaturen von über 15° C besonders effektiv und wirtschaftlich. Bei kälteren Temperaturen hingegen büßen sie an Leistung ein – und das bei steigenden Betriebskosten. Adsorptionstrockner hingegen arbeiten unabhängig von der Lufttemperatur wirkungsvoll – auch weit unter dem Gefrierpunkt. Sie sind damit für die Trocknung von nicht beheizten Räumen und Kellern zu empfehlen.
Wie viele Trocknungsgeräte brauche ich?
In der Praxis hat sich folgende Faustformel bewährt: Ausgehend vom Raumvolumen muss mit einem 0,2- bis 3,0-fachen Luftwechsel durch die Luftentfeuchter gerechnet werden. Ein Beispiel: Für ein großes Gebäude mit 500 m3 Rauminhalt werden 1.500 m3/Std Trockenluft benötigt. Dies entspricht 5 Geräten mit je 300 m3/Std. Pro Trockner sollte darüber hinaus mindestens ein Ventilator eingeplant werden.
Um ein Gebäude nach dem Hochwasser wieder trocken zu bekommen, gilt es, die Luftfeuchte in den Räumen zu reduzieren. Dafür müssen zuerst die betroffenen Räume bei geschlossenen Fenstern aufgeheizt und im Anschluss mittels Durchzug oder Stoßlüftung gelüftet werden. Aber Achtung: Gasheizgeräte sind hierfür ungeeignet, weil sie zusätzlich Wasserdampf abgeben. Profis nutzen Kondenstrockner oder Adsorptionstrockner. Um den Trocknungsvorgang zu beschleunigen, ist es sinnvoll, die Heizung anzuschalten. Durch die Temperaturerhöhung kann die Luft wesentlich mehr Feuchtigkeit aufnehmen. Ein Hygrometer (Feuchtemessgerät) kontrolliert die Raumluftfeuchte. Ab 70 Prozent relative Luftfeuchtigkeit muss wieder gelüftet werden.
Ist beispielsweise nur eine Wand stark durchfeuchtet, kann diese durch gezieltes Anströmen mit einem Gebläse getrocknet werden. Auch der Einsatz von Infrarot-Wärmeplatten ist in diesem Fall zu empfehlen. Eine weitere Möglichkeit ist die sogenannte Folienzelttrocknung. Dabei wird eine Folie dicht über dem Bauteil aufgespannt, um das Volumen zu reduzieren. Trockenluft wird dann mit einem Schlauch hinter die Folie geleitet. Über Schnitte in der Folie kann der Druck entweichen. Die gewünschte niedrige Luftfeuchte stellt sich wieder ein, so dass der restliche Raum weiter normal genutzt werden kann.
Bei der Estrichtrocknung wird trockene Luft mit einem Hochdruckverdichter unter den Estrich in die Dämmung gepresst. Die Luft entzieht dem Material die Feuchtigkeit und transportiert sie nach außen. Die trockene Luft entweicht über die Randfugen oder gezielt gesetzte Bohrlöcher. Die Trocknung der Luft wird durch Kondenstrocknern oder Adsorptionstrocknern erreicht.
Mit Vakuumpumpen lässt sich trockene Raumluft aber auch über die Randfugen oder gezielt gesetzte Bohrlöcher durch die Dämmschicht saugen. Diese Methode bietet sich an, wenn die Dämmschicht lose geschüttetes Material oder Mineralfasern enthält. Diese würden beim Druckverfahren aufgewirbelt werden. Durch den Einsatz spezieller Mikro- und/ oder HEPA-Filter ist die Gesundheit der Bewohner nicht gefährd
Feuchte Schächte müssen zunächst angebohrt werden. Über Schläuche gelangt dann Luft vom Trocknungsgerät direkt in den Schacht. Hinter dem Bohrloch wiederum wird Luft abgesaugt und ins Freie abgeleitet. Der Trocknungsfortschritt lässt sich kontrollieren, indem die absolute Luftfeuchte an der Ein- und Austrittsstelle verglichen wird. Sind beide Werte identisch, wird keine Feuchtigkeit mehr aufgenommen.
Eine Dämmschichttrocknung ist erforderlich, wenn Wärme- und Trittschalldämmungen, Ausgleichsschüttungen oder Wärmedämmungen in Außen- oder Trennwänden vom Wasser durchdrungen wurden. In bewohnten Räumen wird das sogenannte Unterdruckverfahren angewendet. Dabei saugt ein Seitenkanalverdichter trockene Luft durch die nasse Isolierung. Freies Wasser wird im Wasserabscheider aufgefangen.
Die Trocknung von Holzbalkendecken entspricht der von Schächten oder Dämmungen. Das Problem: In den Einschüben befinden sich oft Materialien, die sich kaum trocknen lassen. Sand- oder Schlackenschüttungen sollten deshalb besser ausgebaut werden. Da Gipskarton- und Gipsfaserbeplankungen zu Schimmel neigen, müssen sie auf jeden Fall entsorgt und ersetzt werden.